Alleinerziehende Münchner: Sie sind Außenseiter am Mietmarkt
Wohnraum in München ist knapp. Besonders für Alleinerziehende ist es kaum möglich, in der Stadt ein Zuhause zu finden. Wir stellen drei glücklose Frauen vor.
Eine Katastrophe für Alleinerziehende. Von ihnen gibt es viele in München. 90.000 alleinerziehende Mütter und 15.000 alleinerziehende Väter leben hier. Sie stehen oft vor großen Herausforderungen, managen Beruf und Kinderbetreuung alleine. Bei der Wohnungssuche geben ihnen aber viele Vermieter keine Chance. Wir stellen drei Frauen vor, die seit Jahren für sich und ihre Kinder eine Bleibe suchen.
Seit 13 Jahren wohnt Barbara Bortolone (51) in einem Eckhaus in Hadern in der Straße Am Ährenfeld. Zusammen mit ihrem Sohn (14) und ihrer Enkelin (10), für die sie das Sorgerecht besitzt. Die Enkelin ist geistig und körperlich schwer behindert, braucht viel Förderung und Pflege. Dennoch hat es Barbara Bortolone trotz Vollzeitjob immer auch noch geschafft, den Vorgarten schön zu dekorieren. Und sie kann als Geschäftsführerin viel mehr zahlen als andere und konnte sich deshalb ein schönes Miethaus leisten.
Das nutzt ihr nun aber nichts. Vor drei Jahren wurde das Haus verkauft, an einen Nachbarn. Der sagt, er wolle selbst einziehen und kündigte ihr. „Ich machte einen Fehler, auch weil mich mein Anwalt schlecht beriet, und unterschrieb vor drei Jahren, dass ich Ende 2017 ausziehe“, sagt Barbara Bortolone. Seitdem wächst ihre Verzweiflung. Denn sie findet keine neue Bleibe für sich und die Kinder. Eine kleine Wohnung reiche nicht, sagt sie. Um alles zu bewältigen, braucht die Geschäftsführerin die Unterstützung eines Au-Pair-Mädchens, das bei ihr im Keller wohnt. Für die 140 Quadratmeter in Hadern zahlt sie derzeit 2000 Euro Kaltmiete – sogar ein wenig mehr wäre drin. Immer, wenn sie sich für ein Haus oder eine große Wohnung beworben habe, seien aber andere Interessenten zum Zug gekommen. „Dabei habe ich immer pünktlich gezahlt, eine saubere Schufa und halte Ordnung“, sagt die 51-Jährige.
Sie ist völlig verzweifelt. Der Vater des Vermieters sagte auf Anfrage, wer in drei Jahren nichts finde, der suche wohl nicht ordentlich. Barabara Bortolone solle doch in ein kleines Haus ziehen, das ihre Firma für Putzpersonal angemietet hat. „Das geht nicht“, sagt Bortolone. „Es ist ein Drei-Zimmer-Abrisshaus, das die Firma gemietet hat und nicht ich privat. Für uns wäre es viel zu klein.“ Dass sie und die Kinder Platz brauchen, habe mit Luxus nichts zu tun. „Das Au-Pair braucht einen eigenen Bereich, und ohne Au-Pair könnte ich meinen Job nicht mehr machen.“
Fall 2: Anne Führer
Anne Führer (31) weiß nicht, was sie falsch macht. Sie hat sich, als sie hörte, dass in Hadern eine Wohnung frei wird, sofort beworben, alle Unterlagen geschickt. Doch der Vermieter gab ausweichende Antworten, lud andere Interessenten zur Besichtigung ein. Von einer Bekannten erfuhr Anne Führer, der Vermieter wolle keine Alleinerziehende.